Mengele und Verschuer – »Ziehgäunersauce«

Mengele (16.3.1911 – 7.2.1979) und Verschuer (16.7.1896 – 8.9.1969) waren mehr als Brüder im Geiste. Mengele war Verschuers Schüler und beide pflegten eine innige wissenschaftliche Beziehung, bei der sich beide mit unmenschlichen Ideen gegenseitig überboten. Otmar Freiherr von Verschuer, Mengeles Doktorvater hatte Gewicht im deutschen Wissenschaftsbetrieb des Dritten Reiches. Verschuer war als Nachfolger Eugen Fischers von Oktober 1942 bis 1948 Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, sein Spezialgebiet: Erblehre und Rassenhygiene.

Als Professor für Eugenik war er anfänglich auch Fachmann für Biologie der »Forschungsabteilung Judenfrage des Amtes Rosenberg«.

Trotz der gut dokumentierten Menschenversuche, die z.B. Josef Mengele und Gerhart Stein (promovierte über Roma vor allem im Zwangslager für »Zigeuner« in Berlin-Marzahn) für ihn durchführten – man tauschte eine Vielzahl an »menschlichen Exponaten« und Dokumenten aus - wurde Verschuer 1946 von einer Spruchkammer in Frankfurt am Main im Rahmen der Entnazifizierung als »Mitläufer« eingestuft und zu einer Buße von lediglich 600 RM verurteilt.

Doch damit nicht genug, so wie es bei Nazis in der Nachkriegszeit üblich war, deckte man sich gegenseitig bei Gerichtsverfahren. So protestierte Robert Havemann, kommissarischer Leiter der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft nach dem Krieg, gegen dieses Urteil und Verschuer stellte Mengele einen Freifahrtsschein gegenüber der britischen Militärregierung aus:

»Ein Assistent meines früheren Frankfurter Instituts, Dr. Mengele wurde gegen seinen Willen als Arzt an das Lazarett des Konzentrationslagers Auschwitz kommandiert; alle, die ihn kannten, bekamen zu erfahren, wie unglücklich er darüber war und wie er unermüdlich Versuche unternahm, ein ablösendes Kommando zur Front zu erreichen, leider vergeblich. Von seiner Arbeit ist nur bekannt geworden, daß er sich bemüht hat, den Kranken ein Arzt und Helfer zu sein.«

Otmar Freiherr von Verschuer: Eidesstattliche Erklärung (1946)

In totaler Verleugnung der eigenen Verbrechen setzte Verschuer auch nach 1945 ungehindert seine Karriere fort und starb irgendwann nach seiner Emeritierung. Skandalös? Nein, eher beunruhigend kaltschnäuzig. Verschuer entsorgte noch schnell vor Kriegsende einen Großteil der Aufzeichnungen über Mengele Experimente, die er ihm von Auschwitz aus nach Berlin-Dahlem geschickt hatte. Mengele hielt sich auch nach dem Krieg immer mal wieder Besuchsweise in Deutschland auf, obwohl er einer der meistgesuchte wissenschaftliche Verbrecher des Dritten Reiches war. Mengele starb nicht auf der Flucht, sondern an einem Herzinfarkt beim Baden in Brasilien wahrscheinlich erst 1979.

Zurück