The saltwater experiments

Die Wissenschaft war im dritten Reich der Wegbereiter zu einem neuen dunklen Bewusstsein, das Genozide systematisch organisierte. Egal wie diabolisch und menschenverachtend die Ideen zu neuen Experimenten auch waren, immer fanden sich, bereitwillige, junge Karrieristen sie auszuführen. Die gesamte experimentelle Reihe der Versuche der Trinkbarmachung von Meerwasser dienten dem vorgeschobenen Zweck, für die Luftwaffe im Falle eines Abschusses über dem Meer mit geheimen Ingredienzien ein Überleben durch Synthese neuer Stoffe aus Meerwasser zu sichern.

Einer dieser Versuchspersonen war der Sinto-Boxer Johnny Bamber, der in einem Buch nach dem Krieg über die Gräueltaten berichtete („Ich habe sie alle geboxt“. Interview mit Jakob Bamberger. In: Jörg Boström, Uschi Dresing, Jürgen Escher, Axel Grünewald (Hrsg.), Das Buch der Sinti, West-Berlin: Elefanten Press 1981, S. 156-158 )

Dieses Cover aus Porajmos ist einem der wenigen Helden gewidmet und ein paar wenigen weiteren, die dem Porajmos entkommen sind: Johnny Bamberger, Karl Höllenreiner und Ernst Mettbach. Während seiner Zeugenaussage am 17. Juni 1947 beim Nürnberger Ärzteprozess ohrfeigte Karl Höllenreiner den Angeklagten Wilhelm Beiglböck und wurde hierfür zu 90 Tagen Haft verurteilt, kurz darauf aber auf Bewährung freigelassen.

Karl Höllenreiners Ohrfeige ist ein Ereignis, an das sich jeder gern erinnert, nicht weil es auch nur annähernd eine vergleichbare Tat zu den perversen Handlungen Beiglböcks wäre, sondern eines der wenigen Zeichen, dass die Ungerechtigkeit der Nazis angeprangert hat. In dieser Logik ist auch der Kampf für Anerkennung 1980 von zwölf Sinti zu sehen, die durch Hungerstreik in der KZ-Gedenkstätte Dachau für Gleichberechtigung gekämpft haben. Keines der Opfer soll jemals vergessen werden. Mögen Ihre Peiniger für immer in der Hölle schmoren auch über den Garpunkt hinaus, wenn sie schon in der überwiegenden Zahl, nie für ihre Verbrechen durch irdische Gerichtsbarkeit adäquat belangt wurden.

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